Wie ich die Sprachexpertin wurde, die ich bin.

Veröffentlicht am 30. Mai 2022 um 11:59

 

Als Kind wollte ich Kinderärztin werden. Das war aber eher ein Traum, der von meiner Grundschullehrerin in mich reingelegt wurde. Den medizinischen Bereich kannte ich ein wenig von meiner Mutter und meiner Oma, die beide Krankenschwester waren. Die medizinische Seite fand und  finde ich auch sehr interessant, ich kannte früh einige medizinische Fachbegriffe und bin auch heute nicht uninteressiert, was diesen Bereich angeht. Was an diesem Wunsch deutlich wurde, ist, dass ich auf jeden Fall etwas mit Kindern machen würde. Allerdings merkte ich schnell, dass es nicht der medizinische Bereich sein sollte. Welcher Bereich es schlussendlich wurde, könnt ihr in diesem Blogartikel lesen.

 

1.  Ungewöhnlicher Sprachanfang

Am 27.2.1981 wurde ich in eine sehr nette Familie hineingeboren. Zuerst zeigte ich eine früh beginnende Sprachentwicklung. Mit 10 Monaten habe ich Ein- Wort- Sätze gesprochenallerdings nur für 2 Monate, dann, bis ich 2,5 Jahre war, nicht mehr. Erstens habe ich damit sehr früh angefangen zu sprechen und zweitens zeigte ich damit einen Mutismus für 1,5 Jahre. Meine Mutter hatte sich schon Sorgen gemacht, aber sie wusste auch nicht, warum das so sein ist

2. Vorschulalter: Ich wollte von meinen Eltern immer bei Autofahrten wissen, was da auf den Schildern steht. Sie haben es mir gesagt und damit nicht nur meine natürliche Neugier befriedigt, sondern auch die Verknüpfung Laut- Buchstabe geformt. So konnte ich sehr früh, nämlich bevor ich in die Schule kam, schon einige Wörter lesen. Mir wurde auch immer viel vorgelesen. Auch da wurde mir immer gesagt, was da steht,  wenn ich danach gefragt habe.

3.Grundschulzeit I

Ja, ich war eine gute bis sehr gute Schülerin. Ich habe bereits in der ersten Klasse Lesen gelernt und nach der ersten Klasse hatte ich recht schnell die Schulbibliothek ausgelesen, so dass bereits in der dritten Klasse ein eigener Bibliotheksausweis hermusste. Auch Schreiben flutschte gut, meine Noten in Diktaten waren immer Einsen ( bis zur 5/6. Klasse, wo dann Oberzeichenfehler dazukamen ), auch meine Aufsätze waren gut. Allerdings hatte ich schon recht früh im Schuljahr schon das Lehrbuch für Deutsch ausgelesen und somit war mir dann fast immer das Restschul-Jahr über langweilig.

4. Grundschulzeit II

In Grammatik war ich ein absoluter Crack (oder sagt man heute  Nerd?). Ich konnte alle Bezeichnungen auf Deutsch und Latein. Aber mich uneingeschränkt als sehr gute Schülerin zu bezeichnen wäre allerdings vollkommen vermessen gewesen: Es zeigten sich die Auswirkungen familärer Probleme wie einen wenig anwesenden Vater und eine unabsichtliche Umpolung der Händigkeit. Die Auswirkungen dessen Faktoren waren kurze anhaltende Konzentration und Schwierigkeiten mit Zahlen. Zudem war ich sehr unsportlich wegen einer größeren (auch so gesehene) Leibesfülle und trug eine Brille.

5. Orientierungsstufe generell: Da ich auf jeden Fall aufs Gymnasium wollte, habe ich mich in der 5.Klasse/6. Klasse so gut angestellt, dass ich meine Noten bekam, die ich brauchte. Eine 3+ in Deutsch und eine 3+ in Mathe reichte. In Mathe war sie absolut gerechtfertigt.

6.  Orientierungsstufe Deutsch: In Deutsch sackte ich wegen eines erzwungenen Vorlese- Deseaster ab. Nur mein Interesse an Grammatik/ Sprache hielt mich davon ab, total zu versumpfen. Denn dass ich meinen Aufsatz mit der Note 4, der schlechteste Aufsatz der Klasse! vorlesen musste ( obwohl ich nicht wollte) und dabei total stammelte, die Wörter wollten nicht so raus wie sie sollten, hat mich richtig runtergezogen und lange Zeit geprägt. Ich konnte lange nicht vor Versammlungen irgendwas sagen, ohne dass ich total verschüchtert war und nicht wenig stotterte. Eine Angststörung hatte sich manifestitiert, die meine mündliche Note in den nächsten Jahren enorm beeinflusste.

 

7. Auswirkungen des schnellen Leselernens: Durch meinen enormen Lesedurst kannte ich viele interessante Bücher und außergwöhnliche Bücher. Ich fraß mich als Bücherwurm buchstäblich durch ganz viele Bücher. Bei uns in der Famile lagen immer an charakteristischen Orten mehrere von mir herum: Eins auf der Toillette, eins im Wohnzimmer und eins bei mir auf dem Nachttischschrank. Das führte irgendwie dazu, dass ich Inhalte gerne durcheinander brachte.

8. Schreiben einer Buchzusammenfassung in der 9. Klasse. Die Lehrerin wunderte sich, welches Ende ich der Geschichte gab. Es war nämlich nicht das Ende der Geschichte, die wir lasen. Zuerst meinte sie: "Kreatives Ende, muss man sagen!Nur leider verkehrt."  Beim Elterngespräch kam dann meine ungewöhnliche Art, viele Bücher quasi gleichzeitig zu lesen, heraus und die Lehrerin nahm das mit Humor und meinte: "Na, dann ist das ja kein Wunder!"

9. Lang geübter Geschichtsvortrag

Erst in der 10. Klasse in Eberswalde wurde bei einem Geschichtsvortrag über Schortens diese Angststörung etwas aufgelöst. Diesen Vortrag habe ich wochenlang (!) geübt und ich bekam eine gute Note. Ein Wort bekam ich allerdings trotzdem nicht raus. Dass berührte mich aber wenig, es war ja nur ein Wort. Meistens konnte ich vor mündlichen Beiträgen lange Nächte vorher ganz schlecht schlafen, deshalb war es für mich persönlich ein guter Vortrag, was sich auch in der Note widerspiegelte. 

 

10. Schnelle Klärung der zweiten Fremdsprache

Für mich stand auch relativ früh fest, dass ich als zweite Fremdsprache Latein nehmen würde. Meine Cousine war "schuld".  Ich lieb(t)e diese Sprache, ich hatte in der 7. Klasse eine 1. Ich merkte auch, dass es mir eine klare Entscheidung für die zweite Fremdprache im neuen Wohnort gab: Ganz klar Französisch, ich habe es nie bereut. Ich konnte so viel ableiten und mir vom Wortschatz her übersetzen. Auch in Spanisch konnte ich mir viel Wortschatz ableiten.

11. Dritte Fremdsprache Als es in der 9. Klasse dann um die Frage ging, ob ich Latein als dritte Fremdsprache nehme, war das überhaupt keine Frage. In der 9. Klasse nahm ich Latein wieder- mit Begeisterung! Im Grunde genommen habe ich schon die 8. Klasse in der Erwartung gelebt, dass ich bald Latein wieder haben werde.  In der Oberstufe wählte ich es dann als 3. schriftliches Fach für die Abiturprüfung und Griechisch als AG.

12.Erste richtige berufliche Zielsetzung in der Oberstufe mit Auswirkungen: Denn mein Ziel stand fest: Ich wollte Latein/ Griechisch Lehrerin werden. Und zwar in Hamburg! Ich bewarb mich nirgendwo anders und wurde aufgrund mangelder Studienplatzanwärter genommen. Dass es dann doch als Beruf nicht mein Beruf war, merkte ich erst später bzw. trauerte eigentlich lange hinterher.

13. Selber für den Lebensunterhalt sorgen:  Mein erster Job und die vielen  Vorerfahrungen waren sehr wegweisend. Zur Lateinnachhilfe kam ich wie die Jungfrau zum Kinde: Mein alter Job als Babysitterin endete, wo ich mit Leidenschaft vorgelesen habe und mit den Kids gesprochen haben. Die Große und die Kleine liebten mich und ich sie und sprach viel mit Ihnen. Die Mutter bekam das dritte Kind und die Familie zog aus Hamburg weg aufs Land, somit war der Job für mich ( leider) erledigt.

14. Neuer Nebenjob Lateinnachhilfelehrerin im Studienkreis: Ich dachte einiges nach und  bewarb mich als Lateinnachhilfelehrerin. Für mich als "Stotterin" ( den Stempel hatte ich mir nach meinen Erfahrungen selbst auferlegt) eine echte gedankliche Herausforderung. Meine Bedenken bestätigten sich nie-- in all der Zeit nicht. Ich liebte den Job, ich liebte die Kids. Es war und ist so schön, Ihnen Latein beizubringen, zu erklären und lesen und schreiben beizubringen.

15. Deutschnachhilfe geht auch!Genauso viel Spaß machte mir mein zweites Nachhilfefach "Deutsch." Im Studienkreis durfte ich mich auch in anderen Sprachen ausprobieren und merkte, viel Spaß mir machte, mit Grundschulkindern an ihren Deutschschwierigkeiten zu arbeiten. Ich liebte es, den Kids, die mit Rechtschreibung und/oder Lesen lernen Schwierigkeiten haben, zu helfen und ihnen in die deutsche Sprache zu helfen.

16. Schweren Herzens Studienabbruch: Meinem Job an der Uni, zu studieren, konnte ich aus welchen Gründen auch immer, nicht so nachkommen wie ich wollte und hörte nach 8 Jahren und einem Fachwechsel auf. Lange habe ich mich sehr darüber geärgert. Schlussendlich habe ich es akzeptiert, dass dieses Studium eben nicht mein Weg war. 

17. Statt Studium Ausbildung:

Damals habe ich keinen weiteren Studienwechsel in Kauf genommen, sondern bewarb mich für eine schulische Erzieher- Ausbildung. Ich war sofort gefesselt vom Schwerpunkt "Sprachbildung" und absolvierte dafür am Ende der Ausbildung sogar eine extra Prüfung. Die eigentliche Deutsch- Prüfung am Ende der Ausbildung bestand ich mit einer glatten "1". Während der Ausbildung half ich 2 meiner Mitauszubildenen, in Deutsch besser zu werden und das mit Erfolg. Beide bestanden mit akzeptablen Noten im Schriftdeutsch. 

18. Weiterer Fokus auf Sprache

Fortbildungen brachten großes Wissen über Sprachbildung bei 0-6 jährigen, in der Nachhilfe konnte alles praktisch für die Großen werden lassen. Ich durfte mich mit verschiedenen Methoden ausprobieren. Mir wurde dadurch allerdings nur noch klarer, dass jedes Kind individuell ist und nicht jede Methode auf jeden Schüler passt.  Latein blieb sprachlich auch meine Leidenschaft und ebenfalls eins meiner wichtigsten Nachhilfefächer.

19. Nach der Ausbildung:

Als Erzieherin habe ich  bewusst in der Zeitarbeit angefangen, sehr zum Unverständnis von vielen anderen. Meine Absicht war es, viele Konzepte und auch mich kennenzulernen. Bei allen Einsätzen hatte ich immer die Sprachentwicklung der mir anvertrauten Kinder im Blick und förderte deren Sprachbildung. Ich habe mir die Kids rausgenommen, die Förderbedarf hatten, und mit denen habe ich "gearbeitet". Ich muss sagen, ich bin aber auch in einer sehr guten Zeitarbeit, die es einem leicht macht ( auch finanziell), sich entfalten zu können. 

20. Heute: Ich habe 2 eigene Kinder bekommen, bin gerade in Mutterschutz und beobachte gerade bei unserer Großen vieles von dem, was ich gelernt habe. Sie entwickelt sich normal, was die Sprachentwicklung angeht. Wie 90% der Kinder halt. Was Wortschatz angeht, ist sie vielleicht ein wenig weiter als andere Kinder in ihrem Alter. Ich bin gespannt, wie die Sprachentwicklung bei unserem Jüngsten abläuft. Bei unserer Großen hat sich vieles von dem bewahrheitet, was ich gelernt habe und ich bin gespannt, wie das bei unserem Kleinen ablaufen wird. Beruflich bin ich gerade im Umbruch und stelle mir Fragen wie, was will ich eigentlich genau und wohin soll es gehen? Gehen oder Bleiben? Wenn Gehen, was kommt dann? Da bleibt es spannend! Irgendwas mit Sprache werde ich machen, das steht fest! Was auch fest steht aufgrund meiner eigenen Erfahrung mit Sprache: Ich werde viel mit unseren Kindern sprechen, vorlesen und sie viele Erfahrungen machen lassen. Unsere Große ist schon in einer bilingualen Kita, unser Kleiner geht dort auch hin.

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Kommentare

Luisa Riffel •• Life Coachin für Frauen
Vor 10 Monate

Liebe Insa, (war doch richtig oder?)

ich bin beeindruckt von deiner faszinierenden Reise zur Sprachexpertin, die du heute bist. Deine vielfältige Geschichte zeigt eindrucksvoll, wie sich deine Liebe zur Sprache und deine Fähigkeiten im Laufe der Zeit entwickelt haben.

Dein Engagement für die Sprachentwicklung von Kindern beeindruckt mich sehr. Es ist wunderbar zu sehen, wie du deine eigene Erfahrung und Leidenschaft nutzt, um anderen zu helfen und sie in ihrer sprachlichen Entwicklung zu unterstützen.

Übrigens verfolge auch ich mit großer Hingabe meine Leidenschaft.Als Life Coachin ist es mir ein Herzensanliegen, Frauen dabei zu unterstützen, ihren eigenen Weg zu gehen und Beziehungen zu führen, die auf Respekt und Gleichberechtigung basieren.

Gemeinsam können wir vielleicht einen Unterschied machen und dazu beitragen, die Welt für uns und zukünftige Generationen zu einem besseren Ort zu machen.

Vielen Dank, dass du deine inspirierende Geschichte mit uns geteilt hast. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und Freude auf deinem Weg.

Herzliche Grüße,

deine Luisa