Wichtigkeit der Stammformen

Veröffentlicht am 26. August 2022 um 21:56

Die Stammformen sind eine wichtige grammatische Sache im Verbsystem des Lateinischen. Wer die Stammformen nicht beherrscht, hat in der Regel, Schwierigkeiten, die Form richtig zu bestimmen oder die geforderte Form in der jeweiligen Zeit zu finden.

Anders gesagt: Wer mit den Stammformen ein leichtes Spiel hat, der hat es mit den Zeitenbestimmung und anschließender Übersetzung wesentlich leichter. In der Regel wird bei richtiger Bestimmung anschließend auch richtig übersetzt. Wenn nicht, liegt das Übersetzungsproblem woanders. Diesem Problem widme ich gerne ich in einem anderen Blogbeitrag. Hier würde es den Rahmen sprengen.

Die Stammformen haben schon so manchen Lateinschüler:in in den halben Wahnsinn getrieben. Zumindest sind die Stammformen in Grammatikarbeiten und Vokabeltests häufig eine Fehlerquelle.  Schade eigentlich, denn sie sind so wichtig und gerade in den regelmäßigen Konjugationen wird die Bildung der Stammformen recht regelmäßig gehandhabt. Als Beispiel: Fast alle a- Konjugation bilden ihre Stammformen gleich. Nehmen wir z.B. laudare. Die Präsensstammform wird folgendermaßen gebildet: Wir nehmen -are weg und hängen ein -o dran. Das o steht dann für die 1. Sg. Und zwar immer. Da bei den anderen Formen auf -are das a als Stammvokal erhalten bleibt, schlage ich immer vor: Lauda-o und das o schlägt das a. Den meisten Schülern -regelmäßige Wiederholung- vorausgesetzt hilft das.  Das ist immer in der a- Konjugation der Fall. Selbst bei denjenigen a- Konjugationsverben, die unregelmäßige Perfektformen haben wie bei dare und stare.

Na, wie lauten da die Präsensformen? Richtig: Do und Sto. So einfach ist das.  Immer! Übersetzt wird übrigens immer die o- Endung mit der Ich- Form, ist ja klar.

Die a- Konjugation eignet sich hervorragend für die regelmäßige Stammformbildung, denn auch das Perfekt und das PPP ( = Partizip Perfekt Passiv) werden bis auf wenige Ausnahmen nach dem gleichen Schema gebildet:

laudare wird im Perfekt Aktiv Stamm zu laudavi  und im PPP zu laudatum. Und zumindest auf das PPP trifft es auch wieder zu, dass einfach der Wortstamm ( lauda) und tum angehängt wird. So kann man von fast jedem Verb der a- Konjugation die Stammformen leicht bilden:

laborare- laboro- laboravi- laboratum; pugnare- pugno- pugnavi- pugnatum- laudare- laudo- laudavi- laudatum- oberservare- observo- observavi- observatum

Kleiner Tipp für Grammatikarbeit mit dem Thema „Stammformen“: Wenn ein Verb der a- Konjugation abgefragt wird, schreibt einfach das v- Perfekt und das PPP auf -atum hin. In den allermeisten Fällen stimmt das, denn 98 % der a- Konjugationsverben werden in so gebildet. Es gibt tatsächlich wenige Verben der a- Konjugation, die ihr Perfekt anders bilden. Diese sollten, so meine dringende Empfehlung, als Ausnahmen gelernt werden. Gerade in der Vorbereitung auf Grammatikarbeiten. Idealerweise hat man diese Ausnahmen allerdings bei einem Lernzettel zu der a- Konjugation als Ausnahme schon einmal aufgeschrieben und muss sie nicht neu lernen, sondern nur wiederholen.

Bei e- Konjugation wird in der Regel das Perfekt Aktiv auf -u gebildet und das PPP auf itum/ etum. Das würde ich sogar als Regel aufsetzen und den Rest als Sonderfälle lernen. Allerdings muss man hier schon mehr Ausnahmen als bei a- Konjugation, ungefähr 80 % der e- Konjugationsverben bilden das Perfekt Aktiv auf -u.

Auch hier wieder mein kleiner Tipp: Schaut euch bei jeder Lektion die Verben genau an! Wenn die Stammformen nämlich nach dieser Regel gebildet werden, dann sind die regelmäßigen Verben gar nicht aufgelistet. D.h.: Nur die Ausnahme- Verben müssten gelernt werden. Am besten machst du dir eine weiterführende Liste, wo die Stammformen mitsamt Übersetzung draufstehen. Gerne auch nach Konjugationsgruppen getrennt. Dann markierst du die Ausnahmen farbig. Das Gehirn lernt gerne mit Farben. Dann merkt sich dein Gehirn auch fixer, die Ausnahmen.

 

Bei den konsonantischen, i- und Mischkonjugations-Verben gibt es auch ein paar Möglichkeiten und Tipps, sich die Stammformen- Lernerei einfacher zu machen. Allerdings ist die Anzahl der  Ausnahmen bei diesen Konjugationen wesentlich größer. Was man grundsätzlich sagen kann, ist, dass hier fast alle Arten der Perfektbildung vertreten sind. Weshalb es absolut keinen Sinn macht, irgendeine Regel aufzustellen. Was ich dir als Tipp mitgeben kann, ist folgendes: Achte mal auf den Buchstaben vor den -ere oder -ire. Ist der Buchstabe vor diesen drei Buchstaben ein c oder ein g wie bei ducere, dicere oder neglegere, dann wird oft das s- Perfekt angewandt. D.h. aus dem dicere wird in der Perfekt Aktiv- Form ein dixi oder aus dem ducere ein duxi bzw. aus dem neglegere ein neglexi.

Bei diesen Verben kannst du bei dem „keine Ahnung- Syndrom“ auch gerne mal bei Tests mit dem s- Perfekt probieren, bevor du gar nichts hinschreibst.

Allerdings funktioniert das auch nicht immer: Wenn du das bekannte Zitat von Caesar „veni, vidi, vici“ betrachtest, dann fällt auf, dass hier das sogenannte Dehnungsperfekt Anwendung findet. Und das bei jeweils Verben aus der i- Konjugation ( venire), aus der e- Konjugation ( videre)  und aus der konsonantischen Konjugation ( vincere). Wie schon geschrieben, werden die Stammformen der Verben im Wortschatz angegeben. Das solltest du nutzen. Sei schlau und guck hin, kann ich da nur sagen. Es erspart dir so manche unnötige Lernarbeit und – fehler, wenn die Stammformen auf dem Zettel stehen.

Denn die Stammformen sind sehr, sehr wichtig. Alle konjugierten Zeiten haben jeweils Stammformen als Ausgangsform.

Im Detail ist die Grundlage für die Zeiten Präsens, Imperfekt und Futur die Grundlage der Präsensstamm. Dies gilt für alle Aktiv und Passiv und auch für die Konjunktiv Formen in diesen Zeiten.

Die Perfektstammform ist für die Perfektform und Plusquamperfekt Aktiv im Indikativ und Konjunktiv die Grundlage. Das PPP ist Bestandteil der Zeiten Perfekt und Plusquamperfekt Passiv im Indikativ und Konjunktiv. Ebenso ist beim PFA die Grundlage das PPP.

Natürlich sind die Stammformen auch Bestandteil bei den jeweiligen Infinitiven. Der Infinitiv Präsens Aktiv und Passiv hat als Grundlage die Präsensstammform und es wird ein -re bzw. -ri ( oder nur ein i in der konsonantischen und Mischkonjugation). Beispiele wären hier: laudare bzw. laudari oder audire bzw. audiri. Der Infinitiv Perfekt Aktiv hat die Perfekt Aktiv Stammform als Grundlage und  es wird ein- isse drangehängt.  Audivisse und laudavisse wären hier Beispiele.

Mit dem PPP und esse wird der Infinitiv Perfekt Passiv gebildet. Als Beispiel mag hier laudatum esse und auditum esse dienen.

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