Der Weg eines Kartensspiels namens Quartett ins Heute

Veröffentlicht am 7. Oktober 2022 um 18:20

Seine eigentlichen Anfänge nahm das Spiel in Korea bzw. China, also im ostasiatischen Raum. Im 12. Jhd. wurden dort auf Kartonplättchen Karten illustriert ähnlich wie Mahjong oder Domino. Diese beiden Spielideen sind ansatzweise miteinander verwandt, geht es doch um Ähnlichkeiten. Beim Memory müssen immer zweier Pärchen gefunden werden und beim Domino müssen auch Pärchen aneineinandergereiht  werden. 

Beim Quartett geht es um 4 zusammengehörende Dinge, die zusammengehören.  Also nicht um zwei, sondern um zwei mehr, nämlich um 4 Dinge, die Ähnlichkeiten haben. Der eigentliche Begriff wurde vom lateinischen quattuor = vier bzw. der Ordinalzahl dazu quartus,a, um = der,die, das vierte abgeleitet. 

Diese Spielidee wurde von einem Franziskanermönch namens Thomas Murner, der von 14 75- 1535 lebte, entwickelte. Er wollte seinen Schülern und Studenten spielerisch Grammatik und Jura-Kenntnisse vermitteln. Aus diesem Wunsch heraus entwickelte er 1502 und 1507 zwei Kartenspielideen. Eins wurde 1518 umgesetzt. Es handelte sich dabei um 121 Karten, die 12 Kaiser abbildeten. Zu jeder Kaiserkarte gab es 10 Objektkarten, die z.B. Glocken, Eicheln, Herzen, Kronen abbildeten. Zudem gab es eine Extrakarte.

https://www.spiegel.de/geschichte/kultspielzeug-quartett-a-949358.html

Diese Karten nannte er "„Logica memoratiua Chartiludium logice" oder kurz "Chardiludium logicae". Zu deutsch "Ein Kartenspiel der Logik"

Rund ein Jahrhundert durfte der Sonnenkönig Ludwig XIV erleben, dass dies eine sehr gute Lernmethode ist, denn er lernte mit solchen Karten seine gesamte Reihe seiner Vorfahren auswendig. Als König muss man ja seine Abstammung kennen, auch wenn diese bis zum Göttervater Zeus zurückverfolgbar sein sollte. 

Gegen Ende des 19.Jahrhundert begehrten viele Bürger des Volkes dann die andere Art des Quartetts zu besitzen und durch Spielen sich deren Wissen anzueignen. Sehr beliebt war zum Beispiel ein Dichterquartett, bei dem man durch Nachfragen und Tauschen einen Schriftsteller mit dreien von seiner Werken zusammen bringen musste. Auch wenn man die Bücher nicht gelesen hatte,  konnte man mit den Namen der Titeln angeben. Schnell kamen dann andere Themen dazu wie Benimmregeln, Kräuterkunde, historische Schlachten und fremde Länder. 

https://www.weltraumport.de/quartette/main/historie.html#:~:text=Quartettkarten%20haben%20ihren%20Ursprung%20in,1502%20und%201507%20zwei%20Kartenspiele.

Interessant dabei ist, dass sich diese Quartette im ausgehenden 19 Jahrhundert vorwiegend an die reifere Jugend und Erwachsenen richtete. Vorwiegendes Ziel war Bildung und natürlich wie heute auch Zeitvertreib. Neben den schon genannten Themen gab es Zitaten-, Komponisten-, geografische und bibelkundliche Quartette. 

Bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden anspruchsvolle Quartette entwickelt. Davon berichten zahlreiche autobiografische Quellen von Autoren. Genau wie von "leichteren" Kinderquartetten, die eigens für Kinder entwickelt wurden und dann Themen hatten wie Lieder, Märchen oder Benimmregeln. 

https://www.e-s-g.eu/sammelgebiete/themen/familienkartenspiele/krumbein1/

 

Im Jahre 1952 brachte die Firma ASS das erste technische Quartett heraus. Seitdem folgten immer wieder Themen, bei denen verschiedene Aspekte verglichen werden konnte und es mehr zu einem Stechspiel als zu einem Nachfragen- und Tauschspiel wurde. 

Heute existieren eine Vielzahl an Quartetten, die verschiedene Blüten getrieben haben. Der 2017 verstorbene ehemalige Mathelehrer Ernst Krumbein hat über 30 Jahre Quartette gesammelt und galt als Experte auf dem Gebiet der Quartette. Er hielt große Stücke auf das Bildungspotial von Quartetten.

Auch ich bin überzeugt vom Bildungspotiental von Quartetten und habe ein Lateinlernspiel in Form eines Quartettes entwickelt. Mehr erfahren unter: 

Neues Spiel

 

 

 

 


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